Bolivien hat gewählt

Gestern, am 18. Oktober 2020, hat Bolivien einen neuen Präsidenten gewählt. Die Neuwahlen waren fällig, weil dem Ex-Präsidenten Evo Morales nach den Wahlen im Oktober vorigen Jahres Wahlbetrug vorgeworfen wurde. Er wurde gestürzt und floh ins Exil. Das noch inoffizielle Ergebnis der Wahlen ist deutlich:

Präsident wird Luis Arce C. mit 52 % der Stimmen; sein Vizepräsident heißt David Choquehuanca, beide von der „MAS“, also der Partei von Evo Morales. Auf dem zweiten Platz liegt Carlos Mesa von der „Comunidad Ciudadana” mit 31 %. Weit abgeschlagen mit 14 % bleibt Fernando Camacho, ultrarechter Kandidat aus Santa Cruz. Die Spaltung der Wählerschaft in die Gruppe der Campesinos und der ländlichen Bevölkerung gegenüber der städtischen Bevölkerung und den wirtschaftlich führenden Gruppen wird damit deutlich.

Bei unseren Partnern wird der Ausgang der Wahl unterschiedlich gesehen. Die einen begrüßen die Rückkehr der MAS an die Macht, die anderen hätten gerne einen Wechsel gesehen. Einig sind sich alle in dem Wunsch: Alle Parteien sollen das Wahlergebnis anerkennen und der Wechsel soll friedlich verlaufen.

Hoffentlich gelingt es der neuen Regierung, die Hauptprobleme Boliviens zu lösen: die Korruption eindämmen, die neuen wirtschaftlichen Herausforderungen bewältigen, die Teilhabe aller Gesellschaftsschichten am politischen und öffentlichen Leben gewährleisten, die riesigen sozialen Unterschiede ausgleichen.

Raimund Busch

27. Oktober 2020: Das Wahlergenis wurde von allen Parteien anerkannt. Die Übergabe der Regierungsgeschäfte an den neuen Präsidenten Luis Arce soll am 8. November erfolgen.