Lage in Bolivien

Gebannt und mit großer Sorge hat der Missionskreis Ayopaya die Nachrichten aus Bolivien seit den Wahlen am 20. Oktober verfolgt. Seit gestern steht nun fest: Präsident Evo Morales und sein Kabinett sind zurückgetreten.

Die Ereignisse kurz zusammengefasst

Seit 14 Jahren regierte Morales das Land. Er hat manche soziale Errungenschaft erreicht, allerdings ist die Korruption nicht weniger geworden. Aller sozialistischer Rhetorik zum Trotz wurde eine neoliberlae Wirtschaftspolitik verfolgt.

Durch ein Referendum wollte Morales 2016 eine weitere Kandidatur für sich ermöglichen. Die Mehrheit lehnte das ab. Morales zog vor den Obersten Gerichtshof, der entschied: Es verstoße gegen die Menschenrechte, die Amtszeit zu begrenzen. Also kandidierte Evo Morales für die neue Periode 2020-2024. Erstmals aber konnte sich die Opposition auf einen Gegenkandidaten einigen: Carlos Mesa, der selber schon kurz Präsident gewesen war, trat gegen Morales an. Die Wahl hat am 20. Oktober stattgefunden. Bereits am Abend deklarierte sich Morales zum Sieger. Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten OAS und der EU sprachen dagegen von erheblichen Unregelmäßigkeiten. Es schien zunächst alles auf eine Stichwahl hinauszulaufen, bis schließlich die oberste Wahlbehörde das Ergebnis verkündete: Keine absolute Mehrheit für einen Kandidaten, aber knapp mehr als 10 Prozent Stimmen mehr für Evo Morales, der damit Präsident bliebe.

Unruhen

Sofort brachen Unruhen in vielen Landesteilen aus, nicht nur im Tiefland mit Santa Cruz als dem Mittelpunkt, wo immer schon die Opposition gegen Morales stark war. Straßen waren blockiert, Ämter wurden in Brand gesteckt, Gewalt von beiden Seiten wurde verübt. Es war erschreckend, mit welchem Hass die jeweiligen Gegner angegriffen wurden. Die Drohungen von Morales und seiner Partei MAS waren sehr deutlich. Bolivien stand vor einem Bürgerkrieg. Am Wochenende überschlugen sich die Ereignisse. Die OAS sagte eindeutig, dass Wahlbetrug stattgefunden hat. Die Polizei stellte sich auf Seiten der Demonstranten. Die Armee war nicht bereit, gegen die inneren Unruhen einzuschreiten. Am Sonntag, 10. November erklärte Morales seinen Rücktritt. Er sprach von einem Staatsstreich; Wahlbetrug hat er nicht zugegeben. Allerdings sind die Unruhen damit noch nicht beendet.

Positive Nachricht aus den Projekten

Die positive Botschaft in all den Unruhen: Sowohl Hermano José Luis von Piñami Chico wie auch Schwester Juana aus Independencia haben uns mitgeteilt, dass die Lage am Rand von Cochabamba und in Independencia ruhig sei. In Piñami fiel nur an einem Tag die Schule aus, in Independencia lief alles normal. Den Freiwilligen geht es gut; die beiden aus Cochabamba konnten sogar Todos Santos in Independencia miterleben.

Aber von allen Partnern kam die Bitte: Denkt an uns, betet für eine friedliche Lösung der Krise in Bolivien!

Raimund Busch, 1. Vorsitzender