Severino Blanco – ein indigener Künstler aus Ayopaya

Am 15. Oktober 2020 ist Severino Blanco Torrez in Cochabamba verstorben. Er wäre am 7. November 70 Jahre alt geworden. Wie kein anderer hat er die biblische Welt für die Menschen Ayopayas und darüber hinaus in Bilder umgesetzt und anschaulich gemacht.

1971 stellte sein Pate den Jugendlichen aus dem Dorf Sanipaya in der Provinz Ayopaya Padre Manfredo Rauh vor. Der damalige Pfarrer von Independencia gab ihm ein Foto von Papst Johannes XXIII., das er nachmalen sollte. Das kleine Bild überzeugte den Padre von seinem Talent. Damit begann eine erstaunliche Entwicklung, eine Freundschaft und ein Leben für die Kunst.

Severino Blanco hat nie eine Kunsthochschule oder Akademie besucht. Seine ersten Bilder entstanden aufgrund von Vorlagen aus Katechismen oder bebilderten Bibeln.

Seine Arbeit bekam eine neue Qualität als ihm Padre Manfredo 1983 den Auftrag gab die Kapelle in CADECA auszumalen.

In vielen Gesprächen und Diskussionen haben Severino und Padre Manfredo über die Botschaft der Bibel nachgedacht. So konnten Bilder entstehen, die die biblischen Szenen für die Menschen heute in seinem Umfeld verständlich machen.

Das Foto vom Totengebet in der Kapelle von CADECA ist für das Leben, das Werk und den Glauben von Severino Blanco stimmig: Der Sarg ist vor dem zentralen Bild aufgebahrt. Der auferstandene Christus mit indigenen Zügen im Gesicht geht mit einem Kazikenstab ausgerüstet auf dem Weg der Befreiung den Menschen voran.

Raimund Busch